Dienstag, 29. Mai 2007

Tagesfinale Pfingstmontag

Nach dem überwundenen Shock des Superduperfinales soll es eben das Tagesfinale am Pfingstmontag sein welches mich nach Vegas katapultiert.

Genaue Startzeiten für das Tagesfinale gibt es nicht, weil man nie genau weiß wann der letzte Qualitisch zu ende geht. Ich erscheine so gegen 20:30 im Cafe Seeterrassen und halte Smalltalk mit diversen anderen Spielern. In diesem Zusammenhang frage ich mich immer wieder ob Pokerspieler eigentlich immer nur über bereits gespielte Blätter reden können… Eine typische Unterhaltung sieht ungefähr so aus:

Ich: Und? Schon qualifiziert für heute Abend?
Er: Nee, einmal dritter und einmal zweiter geworden.

Für mich reicht diese Information dann eigentlich, aber idR geht es dann noch weiter. Und zwar so:

Er: Ich sitze UTG und halte A-K und raise um 200 – alle gehen raus. Nur der eine da….Ich weiß nicht wie der heißt, spielt aber auch immer hier, der reraist das mit K-Q. Ich reraise Allin und der Typ der callt das schon wieder und trifft dann auf dem River seine Scheißdame. So ein Mist. Immer dieser River. Ich hab den ganzen Tag schon so ein Pech und der hat immer so ein Glück.

Ich: mmm. (und bin mit mehr Informationen versorgt die ich eigentlich brauche denn ich hab schon genug damit zu tun mir meine eigenen Blätter zu merken)

Ich will also gerade gehen, da fällt ihm eine noch viel spannendere Geschichte von dem Finale vor 3 Wochen ein.

Er: …. Genau wie neulich im Finale. Da bin ich Chipleader und krieg die Airlines auf die Hand. 3 Leute gehen Allin. Ich calle natürlich und so ein Typ mit ner Mütze – kennst Du bestimmt auch vom sehen – der macht dann mit 10-J suited auf dem River seinen Flush voll. Also ich hab aber auch immer ein Pech. Aber muß ich doch callen, oder? Hättest Du doch auch gemacht, oder? Der hat aber auch immer ein Glück.

Jetzt hab ich einfach zu viel Input und habe bestimmt ab dem Satz „Genau wie neulich…“ nicht mehr zugehört.

Ich habe auch schon mit Assen verloren und ich bin auch schon mal gegen jemanden der auf dem River sich sonst was zusammengebastelt hat rausgeflogen. Genau wie ich gegen manch einen Allin Gambler diverse Male verloren habe. Ja, das kann alles passieren beim Poker und mich interessieren auch die Geschichten aller Leute. Aber erzählt mir doch lieber von solchen Händen:







Das sind Hände die in Erinnerung bleiben.

Aber zurück zum Turnier. Mein Kumpel Klaus hat sich auch qualifiziert und wir versuchen nicht gleich zu Beginn des Turniers am gleichen Tisch zu landen. Das Glück meint es gut und wir haben getrennte Tische. Ich sitze an Tisch L, Platz 7.
Insgesamt 49 Finalisten, davon 13 mit einem größeren Stack. Beginn des Turniers ca. 22:05.

Mit mir am Tisch sind noch folgende: Jürgen „Gentleman“ Sharp, All-Inselmann, Vassily, Bassier und noch zwei mir unbekannte Spieler. Dealer ist Claudia.

Ein ausgesprochen lustiger Tisch mit viel Gelächter und-dummes-Zeug-reden. Gefällt mir sehr gut. Nachdem ich das Ipod-Experiment vom Superduperfinale für gescheitert erkläre spiele ich also wieder ohne alles. Kein Cardguard, keine Sonnenbrille, kein Glücksbringer und kein Ipod.

Zu den Akteuren:

Jürgen „Gentleman“ Sharp - sitzt genau neben mir. Ein Spieler der sehr häufig alles auf eine Karte setzt. Sein Chipstack ist demnach auch sehr schwankend. Gewinnt viel, verliert aber auch schnell wieder alles. Er ist ein kleiner Schauspieler. Gerade wenn man neben ihm sitzt ist das von großem Vorteil. (Er floppt ein Set – und er murmelt gerade so laut das ich es hören kann – ohhhh. So ein Scheissflop) – dann heisst es Obacht und nach einem Testbet und einem Checkraise von ihm brav eine gute Hand folden. Er raist auch gern unfertige Flushes obwohl das eigentlich keinen Sinn macht. Er ist ein sehr netter Kerl und es macht Spaß mit ihm am Tisch dummes Zeug zu reden.

Vassily – ist ein jung dynamischer Typ – etwa Ende 20. Ich kenne Vassily von Pokerroom und aus dem Fishhooks. Ich mag Vassily. Er hat eine etwas aufgedrehte Art. Spielt unberechenbar an den Qualitischen aber im Finale eher tighter. Mit ihm kann man auch immer viel Unsinn sabbeln und Späßchen machen.

Bassier – ja zu Bassier kann ich relativ wenig sagen. Nach meiner Erfahrung von heute morgen aus dem Superduperfinale entscheide ich, dass ich Bassier überhaupt nicht lesen kann. Er ist ein ruhigerer Typ, schon etwas älter und wie gesagt für mich nicht durchschaubar. Ich entscheide nach Möglichkeitt nicht gegen Bassier zu spielen.

Zu Inselmann braucht man ja nichts mehr zu sagen. Nach seinen Auftritten bei der HH-Meisterschaft und in Schenefeld und eigentlich überall wo Inselmann auftaucht hat er sich bereits einen Namen gemacht und ist bereits fast so bekannt wie Eddy-the-Eagle.

Die beiden anderen kenne ich wie gesagt nicht. Um sie für mich zuzuordnen gebe ich ihnen Namen. Hulk und Dr. No.

Nach etwas Spielerei verlässt Dr. No links neben mir um 22:11 mit A-2 gegen A-Q von Bassier oder Hulk den Tisch. Der nächste der gehen muß ist Inselmann (ca. 22:35). Inselmann setzt an, kassiert einen raise und es sind drei Leute am Spiel beteiligt. Inselmann callt den raise und der Flop zeigt uns allen 10 – 7 – 5. Nachdem alle gecheckt haben und der Turn nichts entscheidendes bringt geht Inselmann („Ich glaube nicht das ihr getroffen habt)“mit dem Rest seiner Chips Allin. Er bekommt einen Call, ich glaube von Bassier, und Inselmann zeigt seine beiden Dreien auf der Hand. Bassier zeigt zwei Damen und Inselmann muß gehen.

Zwischenzeitlich spielen Vassily und ich noch eine ganz interessante Hand. Vassily in LP raist auf 400 (Blinds 50/100). Ich in MP und bin der einzige der ihn callt. Ich halte (K-J off). Der Flop zeigt A-Q-10 und ich floppe die Straight. Ich gehe nach dem Flop sofort Allin und Vassily callt sofort ohne zu zögern. Ich zeige meinen König/Jungen und Vassily wird schon etwas schlecht. Er hat mit A-Q zwei Paare und muß nun gegen meine Strasse kämpfen. Nun ja, der Turn bringt einen Jungen und der River einen König und wir müssen uns den Topf teilen.

Ich habe zu diesem Zeitpunkt etwa 4.000 Chips. Average liegt bei etwa 4.200. Unser Tisch wird aufgelöst und ich werde kurzzeitig umgesetzt. Bin nicht so lange Gast an dem Tisch kann aber etwa 2.500 gutmachen und werde erneut umgesetzt.

Es sind jetzt etwa noch 20 Leute im Turnier. Ich sitzt direkt neben Schmiddel um es werden Erinnerungen an das Ranglistenturnier wach. Die Leute fallen wie die Fliegen und es geht jetzt alles relativ schnell. Die Blinds sind bei 1.000/2.000. Ich sitze in LP und bekomme Q-9 suited und calle die 2.000. SB füllt auf und der BB checkt. Marco Fricke sitzt im BB. Der Flop bringt 9-7-2. Ich habe Toppair und guten Kicker. Kein Preflop-Raise von den anderen, also gehe ich All-in. Der SB folded und Marco (der zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr Chips hatte als ich) callt mein All-in und zeigt J-J. So ein Mist denke ich. Jetzt bin ich raus aus dem Turnier, aber Fortuna meinte es gut mit mir und der River bringt mir eine weitere Dame, so dass ich schön aufgedoppelt jetzt dem weiteren Turnier entgegensehe. Mir war es fast etwas peinlich, dass ich mit der Hand gegen Marcos Hand gewonnen habe, weil er die deutlich bessere Starthand hielt. Aber so ist es halt und ich sage zu mir selbst: ab sofort keinerlei Risiken mehr.

Drei oder Vier Hände später bekomme ich in MP K-K auf die Hand und gehe sofort All-in. Ich wünsche mir eigentlich keinen Caller – mir reichen die Blinds schon. Doch erneut trete ich gegen Marco Fricke an der jetzt wohl Rache für mein Q-9 gegen seine J-J nehmen will. Er callt also und zeigt A-9 suited. Ich stehe sonst eigentlich nie vom Tisch auf, wenn ich All-In bin aber diesmal hielt es mich nicht mehr auf dem Stuhl. Ich drehe mich weg, weil ich den Flop gar nicht sehen will. Ich bete zum Pokergott er möge bitte kein Ass umdrehen. Flop überstanden. Kein Ass zu sehen. Aber der Turn zerstört meinen Traum von Vegas. Marco hat seine Revanche bekommen und genutzt. Es gibt also Gerechtigkeit im Pokerhimmel, was nicht wirklich ein Trost für mich war und Marco sicher gefreut hat ;-)


Final Table mit 4.000


Mir verbleiben jetzt noch genau 4.000 Chips. Unser Tisch wird aufgelöst und wir werden an den Final Table gesetzt. Buttonverlosung bringt mir auch kein Glück. Ich sitze vom Start weg UTG +1. Keine Spielbaren Blätter in den nächsten beiden Händen. Jetzt sitze ich im BB. A-4 off ist meine Hand mit der ich jetzt klarkommen muß. Innerlich hoffe ich auf einen Walk, aber Position 4 geht Allin mit ca. 11.000 Chips. Alle anderen folden und jetzt ist die Entscheidung bei mir. Soll ich mit A-4 callen? Ich glaube er sitzt auf einem Paärchen. Ich habe immerhin ein Ass. Wenn ich jetzt folde und den SB bezahle verbleiben mir noch genau 1.000 an Chips. Nicht wirklich viel um signifikant nach vorne zu kommen. Also calle ich. Position 4 zeigt 10-10 und ich bete erneut an den Pokergott – er möge doch auch für mich ein A umdrehen. Aber heute soll es nicht so sein und seine 10nen halten bis zum River und ich bin raus. Platz 9. Freikarte fürs nächste Turnier. Super.



Meine letzte Hand des Turniers

Entscheidend in diesem Turnier war das K-K Spiel gegen Marco.

Gewonnen hat ein mir unbekannter, der eigentlich gar keine Lust auf Vegas hat. Trotzdem Glückwunsch an den unbekannten Gewinner.

Ich schliesse diesen Sonntag mit einem langen Spaziergang mit Emil an der Alster und versuche die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.

Last Chance: WSOP Sattellite

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du hättest Vegas verdient. Wenn es nicht beim Pokern geklappt hat, dann doch auf jeden Fall mit diesem Blog. Dieser Poker-Blog ist toll und einzigartig und zieht sogar jeden Nicht-Pokerer in seinen Bann. Wunderbarer Lesegenuss! DANKE

Anonym hat gesagt…

ja, schließ mich an.... wirklich spannend...
ich frag mich immer nur, wie du dir das alles merkst...also ich müßte da am tisch mitschreiben.

anja